Freitag, 6. Februar 2009

Planet der Pondos - Leseprobe Anfang (2)


Sie ließ sich wieder zurück fallen. Dabei merkte sie, dass der Untergrund an ihre Körperform angepasst war. Eine Art Schale. Kein Sarg. Wenn sie nur wüsste, wie sie in diese Halle gekommen war!
Also noch einmal aufrichten! Uljana durchfuhr ein stechender Schmerz. Ihr Kopf war über Kabel mit einem Schaltkasten verbunden, an dem Kurven und Zahlen blinkten. Auch die linke Armbeuge und der Bauchnabel hingen auf diese Weise an dem Kasten. An einem der Kabel hatte sie beim Aufrichten gezogen. Uljana nahm sich vor, sich nicht mehr dieser lähmenden Angst hinzugeben und sich nicht mehr ruckartig zu bewegen.
Sie versuchte mehr zu erkennen. Entdeckte nur die drei Leitungen. Also hing sie nicht an einem Tropf. Meldete sich gerade wieder eine Erinnerung aus frühen Kinderzeiten? Wahrscheinlich. Ein Arzt sagte zu jemandem, den sie nicht sehen konnte, „Der Fuß ist wohl nicht zu retten, aber wir wollen alles versuchen …“ Nein, an der Stelle hörte der Film auf. Seltsam. Uljana sah sich durch die Luft fliegen, sah eine blendend helle Lampe über sich, spürte das Jucken überall, wo sie sich nicht kratzen konnte. Es half nichts. Wieder Dunkelheit.
Uljana musterte die Anzeigen auf dem Kasten. War sie krank? Manches war eindeutig beschriftet. Mit einigen Werten konnte sie sogar etwas anfangen. Der Herzschlag zum Beispiel war in Ordnung. Temperatur, Atemfrequenz. Selbst der Hämoglobinwert.
Dieses eintönige leise Summen… Uljana war sich sicher, dieses Geräusch früher noch nie gehört zu haben. Was war das? Sie lehnte sich wieder zurück, fühlte sich müde. Grübelte. Kalt war es nicht in dem Saal. Trotzdem. Warum lag sie nackt in einer Schale mit Deckel?
Sie schloss die Augen. Bilder, denen die Farbe fehlte. Langsame Bewegungen, dann wieder ein Ruck zum nächsten Bild. Ein Mann lächelte sie an. Sie streckte sich auf einer Liege aus. Freiwillig. Nackt. Aber warum?
Uljana zitterte. Jetzt! Das waren sie, die richtigen Bilder. In denen lag der Schlüssel ….
Eine Schwester strich ihr über die Stirn, richtete eine Spritze auf die Armbeuge … dann sah Uljana nichts mehr. Oder noch ganz kurz hinter der Schwester ihre Debbie.
Mum? Uljana sah sie deutlich vor sich. Debbie, ihre Mutter. Aber gleich in zwei Gestalten: Als ganz junge, wunderschöne Frau mit vollen, lockigen Haaren und als eine nicht mehr ganz so junge, immer noch attraktive. Wahrscheinlich während der Operationsvorbereitung in der Kinderzeit und bei dem Ereignis, an das sie sich unbedingt erinnern musste.
Uljana hörte das Blut im Ohr pulsieren. Wie bekäme sie endlich Ordnung in ihren verwirrten Schädel? Und woher kam der Gedanke, ihre Mutter läge gleich im nächsten Sarg? Sie brauchte nur aufzustehen und sich zu überzeugen? Es gab einen Grund für diese Sicherheit. Nur welchen?
Uljana wendete sich wieder dem Kasten mit seinen vielen Anzeigen zu. Schalter, Hebel, Druckknöpfe, …da stimmte doch etwas nicht. Es passte nicht zu den Erinnerungen. Also zu denen, die ganz dicht waren wie ein Wort, das man kennt und das einem genau in dem Moment, wenn man es aussprechen will, nicht einfallen will.
Die Akustiksteuerung! Das war es. Wieso war hier keine Akustiksteuerung installiert? Nahezu alles konnte man früher ansprechen und damit das jeweils gewünschte Programm aktivieren. Warum jetzt nicht? Oder doch? Also ausprobieren. Was wollte sie? Erst einmal „Kontakt lösen!“ Uljana sagte es laut, klar und deutlich.
Nichts geschah. Vielleicht mit einem anderen Kommando? Oder musste sie anstatt dessen unbedingt auf einen der Knöpfe drücken? Bloß auf welchen? Auf den grünen, über dem das Kabel zum Kopf endete? Schließlich streckte sie zaghaft eine Hand in Richtung Kasten aus und drückte auf den grünen Button. Das Gerät brummte auf. Ganz kurz schreckte Uljana zusammen. Warf sich auf die Unterlage. Noch während dieser Bewegung sprang das Kabel von ihrem Kopf ab. Dafür schoben sich zwei mechanische Hände aus den Seitenfronten ihres Behälters. Sie begannen ihre Haut zu massieren. Uljana schloss die Augen. War das angenehm! Sie hätte sich dehnen und strecken wollen. Die Massage vertrieb sowohl das Kribbeln als auch die unerklärliche Taubheit der Haut. Weiche Finger brachten endlich die Durchblutung in Ordnung. Zum ersten Mal, seit Uljana erwacht war, ohne zu wissen wo, fühlte sie sich wohl. Das könnte ewig so gehen, dachte sie noch. Dann verschwand alles um sie herum.
Irgendwann ertönte ein schmatzendes Geräusch und die beiden Strippen mit den Massagefingern wurden wie von unsichtbarer Hand in die Seitenverkleidung des Behälters zurückgezogen.
Die angenehmen Schauer wirkten nach. Erst allmählich fand Uljana wieder in ihren Behälter zurück. Sie fühlte sich wohlig schlaff. Jetzt einen Moment ruhen, dachte sie, und dann wäre alles wieder in Ordnung. Erneut war sie eingeschlafen.

Samstag, 3. Januar 2009

Planet der Pondos - der Roman


 In einem Roman prallen verschiedene Schicksale aufeinander. Auf dem Planeten der Pondos sind das die Erlebnisse mehrerer unterschiedlicher Heldinnen und Helden.
Uljana und Deborah Silberbaum, George Maratin und Jenny gehören zum Beispiel zu den Passagieren des Raumschiff „New Home 9“.
 Die Erde hatten die wirtschaftlich Herrschenden auch für sich selbst zu einem Ort gemacht, von dem man flieht, wenn man kann. 
Zusammen mit einigen „Zugelosten“ suchen die, die sich eine solche Reise leisten können nach einem zu besiedelnden neuen Planeten. Nach langer Reise findet das Computersystem einen passenden. Da ist es bereits defekt. Zufälle trennen Erwachsen und ihre Kinder voneinander und führen sie wieder zusammen. Bewusste Entscheidungen trennen sie letztlich voneinander. Da sind die Jugendlichen auf der Seite von rebellierenden jungen Koom angekommen, Maratin hatte sich zum Gouverneur eines eroberten Landes machen lassen und Deborah, Uljanas Mutter, gerät zwischen für sie schwer zu durchschauende Fronten.
Breckoro ist der Strippenzieher eines Vorkommnisses, mit dem der auf persönlichen Profit fixierte Staat der Weih seinen Überfall auf die nur durch eine natürliche Barriere geschützte Nachbargesellschaft der Koom begründet. Breckoros Gebäude aus Macht und Intrigen bricht erst allmählich zusammen, als er sich seinen Sieg mit einer entblößten Deborah Silberbaum als „Vorzimmerdame“ und deren Zuneigung versüßen will.
Onjas Familie ist die Idylle, die sich die Koom geschaffen haben, vor allem ihre Brüder Pedo und Salio und natürlich die Eltern Lutara und Orgios.
 Der Krieg bricht über die Familie mit besonderer Brutalität herein. Das Mädchen wird dabei auf eine Weise gezeichnet, dass sie andere Koom vorbehaltlos als Anführerin des spontanen Widerstands anerkennen.
Ins Rollen kommt das Geschehen durch die Kari. Deren Siedlung auf einem nahen Himmelskörper ist vom Aussterben bedroht. Also starten die dortigen Bewohner einen Hilferuf an jene Kari, die sich in einem Sperrgebiet zwischen dem ursprünglichen Territorium der Weih und der Koom angesiedelt hatten. Um aber ihren Artgenossen helfen zu können, brauchen diese das Raumschiff der Menschen und sie versuchen einiges, um es zu bekommen.
Äußerlich erscheint vieles als Auseinandersetzung zwischen Erwachsenen und ihren Kindern, die unterschiedliche Vorstellungen zum vernünftigen Zusammenleben entwickeln. Die anfängliche Gefangenschaft hat bei den Jugendlichen ein neues und von ihnen als ideal empfundenes, allerdings etwas unklares Verständnis von Zusammenleben angeregt – zu einer Zeit, als sich die Erwachsenen längst an die neuen Machtverhältnisse angepasst haben.
Die mitgebrachte Waffentechnik der Menschen ist der der Pondos überlegen. So spielt nicht nur das berauschende Wasser eines geheimnisvollen Sees eine Rolle im Kampf um den Besitz eben dieser Waffen…
Die Voraussetzungen, einen Aufstand zur Wiederherstellung kommunistischer (?) Verhältnisse zu führen, ist etwas, was weder die eingeborenen Jugendlichen mitbringen noch die Jugendlichen der Erde. Zum Handeln sind sie trotzdem alle entschlossen. Sie ahnen allerdings nicht, dass das Gift des Verrats auch in ihren Reihen wirkt …