Mittwoch, 19. Oktober 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (5)



Intelligente Wesen werden auf jeden Fall Organe für einen inneren Stoff- und Energieaufbereitungskreislauf (mit Ein- und Ausgang) haben sowie für die Aufbereitung von Informationen – sprich Sinnesorgane und ein Gehirn. Weiterhin werden Organe zur Fortbewegung benötigt und einer eigenständigen Verarbeitung von Sinnesabstraktionen. Also außer Beinen oder Ähnlichem – von denen zwei ausreichen, weil vier als Fortbewegungsmittel die Notwendigkeit der gedanklichen Aufbereitung senkt – noch etwas, was sich mit menschlichen Händen vergleichen lässt, und Organe zur differenzierten Signalbildung. Dass letztere im Mund liegen, kann man als wahrscheinlich ansehen, da sich eine differenzierte Reizverarbeitung schon vor dem Formen der Lautzeichen herausgebildet hatte. Sehr wahrscheinlich ist Geschlechtlichkeit. Nur durch sie vermag sich eine Art selbst in den natürlichen Ausleseprozess einzubringen. Die Intelligenz perfektionierenden Wesen müssen keine Säugetiere sein – sie sollten aber eine Version gefunden haben, bei der Sexualität zwischen konkreten Wesen mit fortzupflanzenden Eigenarten korrespondiert. Letztens müssten intelligente Wesen bestimmten Größenoptimierungen entsprechen. Also groß genug für ein entsprechendes Gehirn, für den Körperbau entsprechend der Gravitation usw., aber wiederum nicht so groß, dass allein die Größe zum Überlebensvorteil wird. Es wäre also verwunderlich, wenn eine Fremdintelligenz extrem von menschlichen Größenverhältnissen abwiche. Das träfe bedingt auch zu, sollte sich unwahrscheinlicher Weise eine höhere Intelligenz im Wasser herausbilden.
Bei der bisherigen Betrachtung habe ich eines angedeutet: Fünf Milliarden Jahre läge die geistige Entwicklung der „Menschenartigen“ über unserem Niveau. Wie weit das sein kann, kann man nur mit einem Schwindelgefühl erahnen, wenn man sich vorstellt, wie die Gedankenwelt eines Menschen vor 20000 und eines vor 200 Jahren beschaffen gewesen sein muss – und bei dem, was wir hier betrachten, ist noch eine ganze Million an Jahren eine zu vernachlässigende Kommastelle, ein denkbarer Rundungsfehler! In solchen Größenordnungen nach vorn gedacht ist die bewusste Gestaltung von Organen, Sinnesaufnahme- und -verarbeitungsleistungen nicht absurd. Es ist also unwahrscheinlich, dass wir eine Vorstellung über das Aussehen späterer Menschengeschlechter erhalten, indem wir die Entwicklung der letzten Jahrtausende fortschreiben. Wenn wir uns Intelligenzen aus fernen Systemen vorstellen, so befinden diese sich wahrscheinlich auf der Ebene „künftigster“ Menschengeschlechter.
Im Sinne der Entwicklung sich selbst organisierender Materie befindet sich die Menschheit sehr wahrscheinlich gerade an einem Punkt, den man nach innen „Revolution“ nennen kann, und der so einschneidende Wirkungen für die Gesamtentwicklung hat wie die schlimmsten Meteoriteneinschläge und Ähnliches. Mit einem Unterschied: Während Zeitpunkt und Wucht von natürlichen Brüchen in der inneren Entwicklung eines Sonnensystems zufällig und in jedem Einzelfall also unterschiedlich sind, hat der Marxismus das Durchlaufen der Klassengesellschaften für die Menschheit als notwendig für ihren Fortschritt erkannt. Also: Wäre der Untergang der Saurier nicht von außen erzwungen worden, hätte sich in anderer Geschwindigkeit (langsamer) auch eine Situation herausgebildet, bei der sich Intelligenz ausgeprägt hätte. Aber diese wäre genauso an einen Punkt gekommen, an dem die ersten richtigen Kopfarbeiter ihre Leistung noch und schon allein durch den Gebrauch anderer Ausführender entfalten können und müssen. Dieser Prozess scheidet erst endgültig das Intelligenzwesen vom Tier. Er umfasste auf der Erde ca. 6000 Jahre. Man beachte innerhalb dieser Zeit die extreme Beschleunigung aller Entwicklungen in den letzten 500 Jahren. Der Vergleich mit einem durch ein „Schwarzes Loch“ eingefangenen und mit wachsender Nähe zum Gravitationszentrum zunehmend schneller werdenden Raumschiff drängt sich auf. Beim „Schwarzen Loch“ ist das Ergebnis klar: Das Raumschiff verschwindet. Zumindest eines ist uns Menschen, die wir mitten drin sind im Geschehen, bewusst: Das System Leben auf der Erde ist gerade besonders instabil.

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (6)




Es ist logisch, dass alle Intelligenzen, die in der zweiten Hälfte der Entwicklung ihres jeweiligen Sonnensystems existieren, eine solche Phase durchlaufen haben. Es ist logisch, dass diese Phase im Verhältnis zu ihrer Gesamtexistenz von Milliarden Jahren extrem kurz war – selbst wenn sie noch mehr Jahrtausende als bei uns Menschen gedauert haben sollte. Allerdings ist auch logisch, dass all diese Intelligenzen um die geringe Wahrscheinlichkeit des Passierens dieses „Entwicklungsspaltes“ wissen, dass sie wissen, wie viele Wesenheiten den Spalt nicht passiert haben, mit ihrer sich entfaltenden Gesellschaft untergegangen sind. Ein Eingriff in ein derart instabiles System kann nur sinnvoll erfolgen, wenn man alle wesentlichen „Fäden“ fest in der Hand hält. Das käme eine Kolonisierung unserer Erde gleich. Oder man greift an einer Stelle ein – dann riskiert man, TNT in ein Lagerfeuer geworden zu haben.
Ich will nicht behaupten, dass uns Außerirdische beobachten, sondern nur, dass wenn sie dies tun sollten, sie alles, was auf einen Kontakt hinausläuft, vermeiden werden - und ihres Entwicklungsstandes wegen - auch vermeiden können. Und entdeckt zu werden steht dabei weit oben. Dass wir zumindest nicht in unmittelbarer Weise beobachtet werden, legt die zu erwartende Schwierigkeit beim Überwinden de großen Entfernungen nahe – selbst, wenn die Fremden mit Raum und Zeit relativ frei umgehen könnten.
Höhere Intelligenzen befinden sich mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit in einem Gesellschaftszustand, den wir „Kommunismus“ nennen würden. Sie verstehen sich als Bestandteil ihres Systems Natur, das sie selbst bewusst harmonisieren. Produktionsmittel, die einzelnen gehören, um andere daran arbeiten zu lassen, kennen sie nicht. Und für den Durchschnitts-Alien meine ich das genau so. Es ist ein ausgestorbener Gedanke. Insofern hätte er etwas mit besiegten Seuchen gemein. Oder mit außerirdischen. Käme ein Krankheitskeim fremder Natur zu uns, könnte er wegen unentwickelter Antikörperentwicklung verheerende Folgen haben. Eine solche Sorge wäre bei deren Kontakt mit der irdischen Gesellschaft praktisch akut: Die Menschen wären bemüht, sich das technische Niveau der fremden Höheren schnellstens „anzueignen“. Die allgemeine Nutzung bekannten Wissens ist in kommunistischen Gesellschaften selbstverständlich. Eine negative Nutzungsmöglichkeit ist jedem Fortschritt immanent. Dass die Menschen zuerst eine militärische Anwendungsmöglichkeit fortgeschrittener Technologien prüfen würden, liegt sowohl in deren allgemeinem Entwicklungsstand als auch in der Erwartung begründet, dass eine tatsächliche Kontaktmöglichkeit mit Außerirdischen Vertretern der irdisch Herrschenden vorbehalten bliebe. Mindestens würde also auf der Erde der reaktionärste Trend gefördert, im schlimmsten Fall müssten die Außerirdischen mit einem Angriff auf ihre Welt rechnen, wenn sich das für das Erdkapital als lohnend darstellen sollte.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Cover "Planet der Pondos"

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (7)



Wir leben in einer ungewöhnlichen Zeit: Milliarden von Jahren gibt es diese Erde, Hunderte Millionen wird sie von Lebewesen bevölkert. Vor Millionen Jahren begann unmittelbar jene Entwicklung, an deren Endpunkt die Menschen stehen, die wir jetzt sind. Nach Tausendstel von Jahrmillionen zählt die Zeit, in der aus dem Naturwesen ein Wesen geworden ist, das sich selbst und die Natur regulieren kann auf der Ebene Planet Erde. Wir sind immer noch vom Eidotter der Kreatur bedeckt, aus der wir erwuchsen, und müssen doch alle uns berührenden komplexen Vorgänge beherrschen. Wir müssen sie beherrschen, weil wir auch in sie eingreifen, wenn nicht wir sie, sondern sie uns beherrschen. Wir tun es schon alltäglich. Jeder tut es – nur unterschiedlich bewusst als Einzelne. Wir haben in den letzten Zehntausendsteln einer Jahrmillion uns und diese Erde in einem Umfang verändert, wie es die Entwicklung der Materie nur an ganz wenigen Punkten zulassen kann. Wir müssen durch ein Nadelöhr der Evolution. Entweder wir kommen durch oder irgendwo im Weltraum versucht es die Materie anders. Sollten wir diesen Moment meistern, gibt es vielleicht in Millionen Jahren etwas, was dann Menschheit ist, und etwas, was dann Natur ist, und in uns bislang noch unbekannten Speichermedien wird etwas über so genannte Klassengesellschaften aufgezeichnet sein, von Sklaven, Kriegen, Kapital, von Fortschritten für Wenige, von Dingen, die sich die Menschen dann nicht mehr vorstellen können müssen. Ein paar wenige Altertumsforscher werden den Namen Marx gehört haben. Ein kleiner Teil von ihnen wird etwas mit der Theorie der ökonomischen Gesellschaftsformationen anzufangen wissen. Begreifen brauchen sie die nicht. Sklaverei, Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus … alles irgendwie ähnlich unangenehm … aber eben notwendig, dass der junge Keim das harte Korn durchbrach. Eigentlich wäre es schön zu wissen: Da sind wir dabei gewesen. Aber … wenn wir erführen, dass die Menschheit der Jetztzeit dank ihres Kapitalismus das intelligente Leben auf der Erde auf das Niveau von Ratten zurückgeworfen haben wird, gäbe uns das die Kraft, im Wissen um den Abgrund noch einmal „die Kurve zu bekommen“ und die Erde doch zu dem Paradies zu machen, das sie eigentlich sein sollte? Das zwischen zwei Hartz IV-Antragsformalitäten so ganz nebenbei gelöst zu haben, steht als unsichtbare Aufgabe an unserer Wand ...
Einen so größenwahnsinnigen Gedanken wie den Kontakt mit „anderen Intelligenzen“ können wir uns eigentlich erst erlauben, wenn wir uns selbst als „Intelligenz“ erwiesen haben. Diese Prüfung haben wir noch nicht bestanden.