Mittwoch, 19. Oktober 2011

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (1)




Auf den ersten Blick scheint diese Frage nichts mit den Überlegungen zum Kommunismus zu tun zu haben. Auf den zweiten allerdings schon. Dann geht es nämlich darum, WIE man zu einer Antwort kommt. Man kann z.B. sagen, ja, ich glaube, außerirdisches Leben gibt es und da wird wohl auch intelligentes dabei sein. Dann ist das sozusagen pseudowissenschaftliche Spekulation. Man kann die dann noch untermauern durch in den letzten Jahren entdeckte erste Planeten. Es bleibt Spekulation.
Ich versuche es anders. Ich versuche es mit zwei philosophischen Grundaussagen:
Die Welt ist unendlich in Zeit und Raum und die Entwicklung in der Welt ist bestimmten Gesetzen unterworfen, die überall unter gleichen Voraussetzungen auch gleich wirken. Man kann also unter Nutzung des Inhalts und der Methodik des „dialektischen und historischen Materialismus“ (vereinfachend „Marxismus“ genannt) Science Fiction machen.
Diese weltanschaulichen Grundaussagen führen notwendig in logischer Konsequenz zu einem klaren Ja auf die Ausgangsfrage. Sie lassen sogar Annahmen zu, wie es um die Aliens bestellt ist bzw. wie es sehr wahrscheinlich nicht um sie bestellt ist.
Alles ist natürlich ein Problem unseres Denkhorizonts. Der Eifer der Wissenschaft lag und noch stark auf den Prozessen, die mit dem Big Bang zusammenhängen, jenem für uns einzigartigen Urknall. Man muss aber schon sehr versponnen sein, ihn wirklich als so einzigartig aufzufassen. Wer keinen Gott erfindet, dem eben eine Eingebung kommt, eine Laune, „Es werde ...“ und es wurde …, der kommt nicht an der Überlegung vorbei, dass auch vor dem Urknall „etwas“ da gewesen sein muss – selbst wenn das „ein Nichts“ gewesen wäre. Ein Nichts in diesem Sinne, billigen uns auch Physiker zu, ist etwas Anderes als „nichts“. Da dieses Nichts nicht eng begrenzt sein kann, muss es unendlich gewesen und immer noch sein. Es gibt keinen Grund, dass es innerhalb einer Unendlichkeit nur eine Stelle gibt, an der aus diesem „Nichts“ ein materiell fassbares Etwas geworden ist, wird und werden wird. In dieser Rechnung sind Millionen Jahre eine zeitlich „kleine“ Einheit. Akzeptiert man die „Unendlichkeit“, muss man auch akzeptieren, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in ihr irgendetwas nur genau einmal gibt, extrem (!) gering ist.
Was macht denn überhaupt erst Wissenschaft möglich? Man hat noch nicht erlebt, dass wenn ein Mensch in einem Moment einen Stein losgelassen hätte, er zu Boden gefallen, beim nächsten Mal in der Luft geblieben wäre. Inzwischen weiß man schon viel über die Gravitation, die daran „Schuld“ hat (wenn auch noch längst nicht alles). Inzwischen ist man insgesamt schon viel in die Geheimnisse der Natur eingedrungen. So ist man inzwischen relativ sicher, dass es nicht DAS kleinste Teilchen gibt, sondern dass man im Mikrobereich auf dialektische Beziehungen stößt, also auf Teilchen, Energie und Erscheinungen, die in gegenseitigen Wechselbeziehungen existieren. Worauf man nicht gestoßen ist: Dass unter gleichen Bedingungen etwas Anderes passiert ist. Fälle, bei denen man dies annahm, lösten sich nachher auf: Die Rahmenbedingungen erwiesen sich doch als unterschiedlich.
Nun mögen die gesetzmäßigen Zusammenhänge unter neuen Bedingungen andere sein, nun mögen diese auch noch nicht erkannt sein – bisher ist niemandem der Beweis gelungen, dass es keine gibt.

Gibt es außerirdisches intelligentes Leben? (ein Essay) (2)




Was bedeutet das bezogen auf außerirdische Intelligenzen?
Prinzipiell gibt es nicht nur welche, man kann auch Aussagen über deren Beschaffenheit treffen. Wie viele es in wie vielen (Millionen) Lichtjahren Entfernung zur Erde gibt, kann man erst nach tatsächlichen Beobachten schätzen. Rein mathematisch kann man „Unendlich“ durch eine beliebige rationale Zahl teilen – es bliebe „Unendlich“. Praktisch betrachtet man immer einen realen endlichen Ausschnitt der Unendlichkeit. Für diese Betrachtung wäre „unser“ Universum noch zu klein – und sei es, dass darin noch zu viele Zufälligkeiten auftreten. Wir brauchten also einen so großen Betrachtungsraum, dass die Möglichkeit eines Kontakts kein realistisches Thema mehr sein kann. Nehmen wir an (!), in diesem wahnsinnig großen Raum gäbe es auf einer Million Himmelskörpern (Planeten?!) 10 000 mit Lebensformen.
Die „Lebenserwartung“ unserer Sonne schätzen wir auf 10 Milliarden Jahre. Nehmen wir an, dass dies durchschnittlich jene Zeit ist, die für vergleichbare Lebenszyklen relevant ist, weil die Wahrscheinlichkeit für einen Lebensgürtel in Sternensystemen wesentlich anderer Größe / Schwere deutlich niedriger ist. Nehmen wir weiter an, dass der Abstand zwischen der Entstehung geeigneter Sonnen und ihrer Planetensysteme zu vernachlässigen ist. (Im unserem heimischen Fall ist die Erde ca. 0,14 Milliarden Jahre nach der Sonne entstanden. Dies kann man als Rundungsdifferenz ansehen.) Das Entstehen erster Lebensformen schätzt man auf etwa eine Milliarde Jahre nach Erdentstehung. Allerdings dauerte es noch etwa zwei Milliarden Jahre bis zu echten Zellen und deren Kombination zu etwas, was wir als „Lebewesen“ erkennen können. Noch einmal eine halbe Milliarde dauerte es, bis zwischen „Tieren“ und „Pflanzen“ unterschieden werden konnte, eine weitere halbe Milliarde hat etwa die Ausbildung von „Skeletten“ in Anspruch genommen. Höhere Lebensformen waren erst nach dem Wirken bestimmter niederer (Cyanobakterien als Sauerstoffschöpfer) möglich. Also verbrauchte die Entwicklung von Vorstufen potentiell denkfähigen Lebens etwa 4 Milliarden Jahre – anders ausgedrückt: 40 Prozent der Gesamtlebensdauer des Systems. Es ist dabei ohne Belang, ob Lebensvorformen per Kometen oder Meteoriten wie Impfserum die Entwicklung der Erdoberfläche beeinflusst haben. Es verkleinerte die Wahrscheinlichkeit analoger Entwicklungen in weit entfernten Regionen des Alls nicht wesentlich. Während der Dauer der folgenden Zeitabschnitte sind uns wesentlich größere Zufälligkeiten bekannt geworden. So, wie der Einschlag eines großen Meteoriten prinzipiell zu erwarten war und ist, hätte dieser Zeitpunkt um viele Millionen Jahre vorher oder nachher erfolgen können. Krasser ausgedrückt: Mathematisch wahrscheinlich wäre „unsere“ Menschheitsentwicklung noch in ihrer affenartigen Vorform, wäre jener Dino-Meteorit zwei Millionen Jahre später eingeschlagen.
Dies als eine Variante. Eine weniger wahrscheinliche Variante wäre, dass bis dahin (oder überhaupt) im Spektrum der Saurierartigen eine Art mit höherer Denkfähigkeit aufgetaucht wäre. Die Wahrscheinlichkeit stiege deutlich, verschöbe man jenen Meteoriten um weitere Jahrmillionen an die Gegenwart heran … oder ließe ihn ausfallen.
Fakt ist, dass die Entwicklung denkfähigen Lebens prinzipiell mit Sprüngen innerhalb derletzten 0,1 Milliarde Jahre erfolgte, dass sich der der denkende Mensch innerhalb von 0,001 Milliarde Jahre herausgebildet hat und dass es die Scheidung in „Klassen“ erst seit 0,000 01 Milliarden Jahren gibt. In diesem Zeitraum gab es so viele äußerliche Zufälle, dass - bezogen auf die anfangs angenommene Zahl von 10 000 Lebensräume - nicht mehr mit ausreichender Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dass es auch nur eine einzige der menschlichen vergleichbare in diesem Riesenraum gibt – egal, ob man das alte Ägypten oder die neuen Vereinigten Staaten von Amerika als „vergleichbar“ ansieht. Dabei habe ich noch nicht gefragt, welcher Art die Wesen sein könnten, die solche „Staatsstrukturen“ gebildet hätten. Ich rechne bereits alle denkbaren und weniger denkbaren zusammen.
Um das noch einmal hervorzuheben: Dies ist nicht die astronomische Wahrscheinlichkeit für die Existenz von Leben, sondern die Wahrscheinlichkeit von uns vergleichbarem Leben, wenn die Frage des Lebens auf einem Himmelskörper bereits bejaht ist.